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Jubiläumskonzert 111 Jahre Spielleute im Turnverein, 105 Jahre Abteilung Spielmannszug

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Seit 1906 gibt es Spielleute im Turnverein, anfangs als Trommler und Pfeifer zur Unterstützung beim An- und Abturnen, später (1912) als eigene musikalische Abteilung. Ziel ist es seit jeher, die Zuhörer zu unterhalten und durch die Musik die Seele baumeln zu lassen. Daher galt es dieses 111 bzw. 105jährige Jubiläum – wie alle fünf Jahre – mit einem Jubiläumskonzert am 25.11. zu feiern.

Nach 13 Jahren erfolgreicher Arbeit als Dirigent und musikalischer Leiter hat Dirk Mattes mit seinem letzten Auftritt sein Wirken fulminant beendet. Mehrere deutsche Meisterschaften, erfolgreiche Wertungsspiele und zuletzt der Gewinn der bayerischen Meisterschaft machen sein Wirken beim Turnverein unvergesslich. Viele seiner Werke werden auch in Zukunft Bestandteil des Repertoires sein um die Zuhörer in den Bann zu ziehen. Ein emotionaler Abend mit Uraufführungen aus seiner Feder „Isipisisi“ und „Rondo für ein Reiterthema“. Darunter auch in Michelbach noch nie gehörte Stücke wie „Silvermoon“, ein Stück für Spielmannszüge von Tobias Lempfer und das Trommelsolo „Level Two“. Ebenfalls wurden die Stücke, die das Spielleuteorchester zu den Erfolgen des bayerischen Orchesterwettbewerbes in den Studios des Bayerischen Rundfunks in München und den bayerischen Meisterschaften des LSW Bayern in Furth im Wald zum Besten gab, gespielt: „Capriccio“, „Michelbach Serenade“ und die „Alzenauer Burgfanfare“.

Die beiden letztgenannten Stücke waren auch das Thema, dessen sich Michael Müller vom Main Echo annahm und andeutete, dass die Michelbacher Spielleute mit ihrer Regionalität doch perfekte Repräsentanten sind. Dieses Thema hat man sehr gerne aufgegriffen und so entstand auch das Konzertthema „Regional“. Alle Stücke wurden kurzerhand mit einem lokalen Bezug umbenannt, dafür durfte man sich der Ideen aus der Müller`schen Kolumne „Kahlgründig“ bedienen.

Das Konzert begann mit dem Seniorenspielmannszug, der vor 35 Jahren gegründet wurde und somit wohl einer der ältesten aktiven Seniorenspielmannszüge in Bayern sein wird. Die „Junggebliebenen“ haben nichts verlernt. Unter der Leitung von Walter Huth hat man wunderbar gezeigt, dass auch die traditionelle Spielleutemusik in Michelbach noch ihre Heimat hat.

Mit einem leichteren Einstiegsstück „Lea“, einer Komposition von Thorsten Hee, wusste auch der Nachwuchs zu überzeugen. Drei junge Flötistinnen durften ihre erste Bühnenluft schnuppern und das erste Lampenfieber erleben. Mit Bravour gemeistert durften die Mädels einen Extra-Applaus des Publikums einheimsen.

Kurzweilig durch den Abend führte der Moderator Timo Trageser nun zum nächsten Titel, immer bedacht zu erklären worum es sich bei diesem Stück handelt und worauf zu achten ist.

Nachdem der Bürgermeister Dr. Alexander Legler seine „kurzen“ Grußworte an den Jubilar entrichtet hatte, wurde sodann auch nach einer Stunde Programm die Pause eingeleitet. Hier durften sich die Gäste – natürlich regional – sättigen und den Durst löschen.

Nach der Pause riefen die Trommler mit dem Trommelsolo „Level Two“ die Zuschauer wieder auf Ihre Plätze. Mit Gefühl und Präzision konnte man zeigen, dass man auch ohne Flöten und Fanfaren zu gefallen weiß.

Kurz vor Ende des Konzertes wurde es dann sentimental – war es doch der letzte Auftritt vom langjährigen Dirigenten und musikalischen Leiter Dirk Mattes. Ein Eigengewächs auf das man sehr stolz ist, wie die Abteilungsleiterin Jennifer Pohl berichtete. Auf viele, gemeinsame erfolgreiche Jahre blickt man zurück! Mit jungen 18 Jahren übernahm er nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft den damaligen Spielmanns- und Fanfarenzug. Da konnte noch keiner ahnen was er aus diesem Orchester formen würde. Er selbst am wenigsten, musste er doch viele Hürden überwinden, Abitur, Bundeswehrdienst, Studium und immer wieder die Proben und Auftritte des Vereins. Ein großer Dank des ganzen Vereins geht an Dirk Mattes, der es verstand dem Orchester immer wieder Höchstleistungen abzufordern.

whatsapp-image-2017-11-26-at-19-57-54Sein Verdienst ist es auch, dass sechs jungen Musikern  das D1 Leistungsabzeichen überreicht wurde. Extra aus Rosenheim angereist überreichte der Präsident des Landesverbandes für Spielmannswesen Franz Kleisinger die bronzenen Nadeln und Urkunden. Moritz Tyll, Marvin und Pascal Schmidt, Antje Fischer, Mara Ullrich und Josepha Kemmerer, die sogar Lehrgangsbeste ist, durften auf der Bühne mit breiter Brust ihre Auszeichnung entgegen nehmen.

Eine Überraschung erlebte Dirk Mattes dann noch. Zu Beginn der „Michelbach Serenade“ reagierte das Orchester ganz anders als vom Dirigenten erwartet. Auf einmal fing man an zu summen, die Instrumente wurden bei Seite gelegt. Ein etwas irritierter Dirigent durfte dann sein Ständchen genießen. Mit „Moskauer Nächte“ in der Original russischen Version hat man ein Lieblingsstück unseres Dirigenten gesungen, das er eigentlich erst nach einem gewissen Alkoholkonsum zum Besten gibt.

Sichtlich berührt ging es aber professionell weiter, denn die „Michelbach Serenade“, die mit über 13 Minuten Dauer kein einfaches Stück ist, wurde ja auch noch vom Publikum als Highlight erwartet. Scheinbar ist es bei den Zuhörern gut angekommen, denn die Spielleute durften erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen.

Dies war es dann nun, das letzte Konzert und der letzte Auftritt von Dirk Mattes. Aber um die Zukunft des Orchesters braucht man sich keine Gedanken machen, ein verloren gegangener Sohn,  ein Michelbacher kehrt heim. Frei nach dem Liedtext von Marius Müller-Westernhagen: „Ich bin wieder hier in meinem Revier, war nie wirklich weg“ wird Thorsten Hee das Dirigat und die musikalische Leitung wieder übernehmen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge darf man dieses Konzert als einen Erfolg des ältesten, aktiven Spielmannszug Bayerns werten.

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