Chronik

Gründung des Spielmannszuges (TV-Michelbach)

Bereits die Protokollbücher der Gründerjahre berichten wiederholt von der Anschaffung von Trommeln und Pfeifen, doch erst das Protokoll vom 24. Februar 1906 erwähnt erstmals „Spielleute“ im Vereinsgeschehen. Eine Woche zuvor, am 17. Februar 1906, haben sich per Unterschrift sieben Spielleute für den Verein regelrecht verpflichtet, denn falls sie im „Laufe des Jahres austreten, oder ihre Tätigkeit als Spielleute verlassen, so bringen sie eine Entschädigung von 5 Mark in die Vereinskasse“.

Diese kleine Gruppe von Trommlern und Pfeifern dient zunächst vor allem dazu, beim alljährlichen An- und Abturnen den Turnern voranzuschreiten und für den richtigen Gleichschritt bei den Ausmärschen zu sorgen.

Die entscheidenden Impulse zur Gründung eines eigenen Spielmannszuges kommen in den Folgejahren von dem Turner Emil Huber. Während seiner Militärzeit, in der er als Trommler ausgebildet wurde, hat er Gefallen an der Spielmannsmusik gefunden. Nach seiner Rückkehr nach Michelbach beginnt er fleißig mit der bestehenden kleinen Gruppe Turnermusiker zu üben. In der Folgezeit wird der Kreis durch weitere junge Leute verstärkt und so kommt es im Jahr 1912 schließlich zur offiziellen Gründung des Spielmannszuges.

Somit ist der Spielmannszug des TV Michelbach heute der Älteste Bayerns.

Zu dieser Zeit existieren zwar in vielen Turnvereinen Trommler und Pfeifer – sie begleiten jedoch lediglich die Auftritte der Turner musikalisch und können daher nicht als Spielmannszug im heutigen Sinne bezeichnet werden. Die eigentlichen Spielmannszüge haben ihre Ursprünge im preußischen Militär und so finden sich die ältesten und traditionsreichsten Vereiene im Norden und Osten Deutschlands. Im Süden verbreiten sie sich erst nach dem 1. Weltkrieg.

80 Jahre vergehen spielend …

Auch während der beiden Weltkriege wurde in Michelbach weiter Musik gemacht. In diesen Jahren war der Spielmannszug dank seines damaligen Stabführers Gustav Amberg auch bei Wertungspielen erfolgreich und erreichte einen Bekanntheitsgrad, der weit über die Stadtgrenzen hinausging.

Seit 1950 nahmen unsere Spielleute an jedem Gauturnfest teil. Hier sorgten sie 1953 in Bürgstadt auch für einen handfesten  Skandal: Erstmals wurde ein weibliches Mitglied in ihren Reihen aufgenommen… und zwar gleich als Stabführerin.

Heute besteht unser Spielmannszug übrigens mehrheitlich aus Musikerinnen.

Nach zahlreichen Erfolgen in den Fünfzigern und Sechzigern folgte 1973 ein Führungswechsel und somit auch ein Neuaufbau, da viele altgediente Spielleute ihre aktive Laufbahn beendeten. Als sich die stark verjüngte Truppe wieder gefestigt hatte und auch bei Wertungspielen wieder erste Erfolge feiern konnte, wurde der Spielmannszug 1977 um eine Fanfarengruppe erweitert.

Ab den Achtziger Jahren stieg das musikalische Niveau durch den Besuch von Lehrgängen und aufgrund sehr guter Ausbildungsarbeit steil an. Dies zeigte sich auch durch diverse hervorragende Platzierungen bei Landesmeisterschaften, Landesturnfesten und dem 1. Bundesmusikfest in Trier.

1982 formierte sich auch der Seniorenspielmannszug der mittlerweile auf eine über 25-jährige Aktivität zurückblicken kann.

Jahrzehnte lang war man in der traditionellen weißen Turnerkluft aufgetreten. 1988 konnten erstmals die blau-weißen Landsknechtuniformen präsentiert werden.

Im Jahre 1990 wagten sich die Spielleute mit ihrem ersten Konzert auf völliges Neuland. Ein komplettes, abendfüllendes Programm des Spielmannszuges hatte es vorher noch nicht gegeben. Ein begeistertes Publikum in der bis zum letzten Platz gefüllten Halle sowie gute Kritiken waren die Bestätigung dafür, dass dies ein richtiger Schritt und der Startschuss zu regelmäßigen (Benifiz-)Konzerten sowie Serenaden im In- und Ausland waren.
Fortsetzung-Chronik

Einen Höhepunkt der 100-jährigen Geschichte unseres Spielmannszuges bildete die USA-Reise 1992 mit der Teilnahme an der Steubenparade in New York und beim Besuch der US-Hauptstadt Washington, in der vor dem Capitol ein Konzert gegeben wurde.

Im Februar 1995 erlebte unser Spielmannszug ein weiteres Novum: Beim Besuch in der französischen Partnerstadt Thaon-les-Vosges gaben die Spielleute gemeinsam mit den einheimischen Musikern von Harmonie Thaon ein Benefizkonzert. Der Eintrittspreis bestand aus Lebensmittelspenden für die Obdachlosen der Region. Auch heute gehören regelmäßige Benefizveranstaltungen zu unserem jährlichen Programm.

So gab es in den letzten Jahren zahlreiche wohltätige Konzerte, unter anderem für Stiftung Benny & Co., Friedensdorf International, den Rotary Club und die DKMS.

Die ersten 100 Jahre sind geschafft!

1996 löste Thorsten Hee den langjährigen Stabführer Walter Huth (heute noch Dirigent des Senioren-Spielmannszuges) als musikalischen Leiter ab und konnte bei Wertungsspielen gleich erste Erfolge feiern. Damit begann auch ein weiterer Verjüngungsprozess:  Es wurden gleichzeitig mehr als zehn Kinder und Jugendliche in den Spielmannszug integriert.

Zu ihrem 85jährigen Jubiläum veranstalteten die Spielleute 1997 eine Internationale Musikshow – eine Veranstaltung mit Gastvereinen aus ganz Deutschland und Europa, bei der erstmals überhaupt in Bayern ein Showmarschieren stattfand.

Pfingsten 1998 nahm der Spielmannszug erstmals an den Deutschen Meisterschaften für Spielmanns-, Fanfaren- und Hörnerzüge teil. Trotz der starken Konkurrenz aus dem Norden und Osten der Republik, konnten wir die bis dahin größten Erfolge in der Vereinsgeschichte – den Deutschen Vizemeistertitel- feiern.

Von diesem Ereignis beflügelt erreichten die Michelbacher Spielleute 1999 auch den langersehnten Titel des Bayerischen Meisters des LSW Bayern. Mit der „Toccata Suite“ und der „Symphonie pour Musique Militaire“ konnten sie sich 208,8 Punkte (von 216 möglichen) erspielen. In der Gemischten Klasse (komplette Besetzung mit Fanfaren und Hörnern) landeten die TVM-Musiker wie schon zwei Jahre zuvor erneut auf Platz zwei.

Gemeinsam mit dem Jugendblasorchester aus dem tschechischen Tachov musizierte der Spielmanns- und Fanfarenzug des TVM im August 2000 mehrere Tage auf der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover.

Internationale Wettbewerbserfahrung konnte der SFZ Michelbach 2003 beim Internationalen Deutschlandpokal in Alsfeld sammeln und einen hervorragenden zweiten Platz erringen. Man musste sich nur dem damals amtierenden Weltmeister, Fanfarenzug KSC Strausberg, geschlagen geben.

Mit diesem Erfolg waren wir für die Deutschen Meisterschaften der DBV im Jahre 2004 qualifiziert. Im Wertungsgespräch zeigten sich die Juroren „hochbegeistert“ von den Vorträgen „Sebastian Suite“ (eine Eigenkomposition vom Dirigenten Thorsten Hee) und dem „Festival der Spielleute. Mit der Note 0,87 konnte der TVM namhafte Züge und mehrmalige Landesmeister auf die Ränge verweisen und wurde zum ersten Mal in der Vereinshistorie Deutscher Meister und zweimaliger Goldmedaillengewinner des DBV.

Nach einem Wechsel an der Spitze des Orchesters – Dirk Mattes wurde 2004 neuer Dirigent -, nahm es im darauf folgenden Jahr erstmals an den Landesmeisterschaften des LSW Rheinland-Pfalz teil. Hier ging der TVM mit zwei neuen, eigens für diese Besetzung komponierten Stücke an den Start. Sowohl „The Journey“ als auch „Houston“ stammen aus der Feder von Dirk Mattes und sind in der Lage, sämtliche Facetten des vielfältigen Instrumentariums gemischter Züge aufzuzeigen.

In beiden Besetzungsklassen konnte der Titel „Landesmeister des LSW Rheinland-Pfalz“ und die Goldmedaille errungen werden.

Wiederum hatte sich der Spielmannszug Michelbach die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften 2006 in Meinerzhagen verdient. Es gelang erneut, diesmal in der Spielmannszugklasse, das hochrangige Starterfeld hinter sich zu lassen und Deutscher Meister und Deutscher Vizemeister sowie Goldmedaillengewinner des DBV zu werden. Die Leistung von 2004 wurde dabei nochmals übertroffen

Der Erfolg krönte somit die bisherige Vereinsgeschichte und hat neben gemeinsamen, schönen Feste bei befreundeten Vereinen auch die Geselligkeit und den Zusammenhalt unter den Spielleuten gestärkt.

Zum 95-jährigen Bestehen im Jahr 2007 hatte man die Idee, die vor 10 Jahren zum 85-Jährigen geboren wurde, wieder aufleben zu lassen und eine internationale Musikshow auf die Beine zu stellen, die in Unterfranken und den benachbarten Landkreisen ihresgleichen sucht. Die 2. Auflage des March & Music in Michelbach wurde von über 1.000 aktiven Musikern aus Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg und aus den Niederlanden gestaltet.

Zusammen mit dem Jubiläum konnte man auch das 25jährige Bestehen des Senioren-Spielmannszuges feiern.

2008 stand ganz im Zeichen unserer Ausbildung. Wir haben es geschafft, 3 neue Auszubildende im Flötensatz sowie einen neuen Trommler zu werben.

In Schweden konnten wir durch unser Auftreten und unsere Musik begeistern, es war seit langer Zeit wieder mal eine Auslandsreise, die Lust auf mehr gemacht hat. Hier konnten wir wieder einmal erfahren, wie einfach es Musiker haben, sich auch in fremden Ländern willkommen zu fühlen.

2009 konnte man im nahen Amorbach bei den bayerischen Meisterschaften des Landesverbandes wieder einmal Erfolge feiern.

Zwei 2. Plätze mit einer sehr guten Bewertung hinter dem Modernen Spielmannszug aus Retzbach waren für das Spielleuteorchester nicht genug.

In der Klasse Spielmannszug wurde der Titel „Bayerischer Meister des LSW“ an uns vergeben.

Im August 2009 wurde man zum Fest der Nationen nach Hamburg eingeladen, um mit unserer Musik sowohl die Europäischen wie auch die Hamburger Teilnehmer sowie die Festgäste zu begeistern.

2010 konnte das Orchester unter Beweis stellen, dass die bayerischen Vereine auch bundesweit vorne mit dabei sind. 3 mal konnte der Zug bei den Deutschen Meisterschaften des DBV in verschiedenen Klassen starten. In der Klasse Spielmannszug konnte man die Goldmedaille und den 3. Platz erreichen. Außer Konkurrenz konnte man in der Kategorie Brassband (Blech mit Ventilen)  einen herausragenden 2.Platz hinter der bayerischen Konkurrenz aus Retzbach erreichen. Und mit Stolz konnte das gesamte Orchester in der Kategorie freie Klasse A mit traumhaften Kommentaren der Wertungsrichter den Titel des Deutschen Meisters mit nach Michelbach nehmen. Den 2. Platz erreichte der Moderne Spielmanns- & Fanfarenzug aus Retzbach.

Der Spielmanns- und Fanfarenzug des TV Michelbach blickt mit Stolz auf mehr als 100 Jahre Geschichte zurück, die von Gemeinschaftsgefühl, Spaß am Musizieren und von den Erfolgen ebenso geprägt sind, wie vom Wandel der Spielmannsmusik, den wir gerne begleitet und vorangetrieben haben.

Zum großen Teil besteht der aktive Zug derzeit aus Jugendlichen und es ist zu hoffen, dass er mit diesem jungen Potenzial auch die nächsten Jahrzehnte auf Erfolgskurs bleibt.

Dafür wurde 2010 der „Zwergenzug des TVM“ gegründet, die musikalische Früherziehung des Turnvereins.

Anlässlich des 100jährigen Jubiläums im Jahr 2012 richtete der Spielmannszug in Michelbach die Verleihung der PRO MUSICA-Plakette sowie der Zelter-Plakette aus. Diese staatliche Auszeichnung bekommen Vereine, die sich 100 Jahre entweder im Bereich der Chormusik oder im Bereich des instrumentalen Musizierens Anerkennung verdient haben.